Bova-Im Herzen des griechischen Kalabriens
- katharinaaronis

- 26. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Über den griechischen Dialekt in Kalabrien haben wir nun schon einiges gelesen. In Bova, im Herzen des griechischen Kalabriens, gibt es ein Museum, das dem Grecanico gewidmet ist und das einlädt in seine Geschichte einzutauchen.

Unsere Reise durch Kalabrien führt uns in das Herz des griechischen Kalabriens. In Bova, im Aspromonte Gebirge wird der griechische Dialekt von seinen 400 Einwohnern noch gepflegt und wenn man sich mit ihnen unterhält, ist es nicht zu übersehen wie stolz sie darauf sind! Gut so!
Hier befindet sich das Museum "Museo della lingua greco-calabra Gerhard Rohlfs", gewidmet dem Grecanico, dem griechisch-kalabresischen Dialekt und dem deutschen Sprachforscher Gerhard Rohlfs, der diesen hier entdeckte. Natürlich habe ich diesen Tipp aus meinem Reiseführer und so rufen wir im Museum an um es zu besichtigen. Leider hat es geschlossen, doch die Menschen sind hier sehr hilfbereit und so können wir die Museumsleitung schnell ausfindig machen.
Patrizia Romeo ist ein paar Minuten später da und führt uns stolz durch das Museum. Man kann ihre Begeisterung für Ihre Arbeit hier im Museum und den griechischen Dialekt förmlich spüren!Sie erzählt uns, dass Gerhard Rohlfs Anfang des 20. Jahrhunderts den Dialekt hier im Süden entdeckte und erforschte. So stellte er die Theorie auf, dass sich das grecanico auf das Altgriechische bezieht. Tatsächlich kenne ich die 50 altgriechischen Wörter des Dialekts nicht (drei Jahre Altgriechisch in der Schule waren vergebens) auf die Rohlfs seine Theorie stützt. Er widerspricht somit einer anderen Theorie, die besagt, das Griechische kam erst in der Byzantinischen Zeit nach Kalabrien. Über die Jahrunderte entwickelte sich also ein Dialekt, der auf Altgriechisch beruht und italienische und kalabresische Wörter enthält.
Von links: Die Apotheke von Bova, und ein Straße in Bova Marina sind hier auf Griechisch ausgeschildert. Ortseingang von Bova.
Patrizia zeigt uns viele Exponate und erzählt uns von Traditionen, die heute noch im Dorf gepflegt werden und ich die so ähnlich auch aus Griechenland kenne. Auch die Griechische Schrift würde es heute noch geben, erzählt sie uns, wäre diese im 17. Jahrundert von der Katholischen Kirche nicht verboten worden. Viele Klöster hier in Südkalabrien hatten es sich zur Aufgabe gemacht, griechische Texte zu übersetzen, doch auch das war nicht mehr geduldet. Wer weiß, wie sich der Dialekt entwickelt hätte, wäre man nicht gegen ihn vorgegangen. Vielleicht gäbe es heute noch den griechisch-orthodoxen Ritus und die griechische Sprache?Wenn ich das gedanklich weiterspinne, frage ich mich ob Südkalabrien heute sogar bilingual sein könnte und Griechisch oder sogar das Grecanico eine zweite Amtssprache sein könnte. In Bova Marina, also im Tal, sind zumindest einmal die Straßennamen auf Italienisch und Griechisch ausgeschildert (siehe zweites Bild oben).
Von links: Ausblick auf Bova und das Ionische Meer. Hauptplatz von Bova
Zum Ende unseres Besuches verweist uns Patrizia auf die Bibliothek des Museums, die die gesamte Forschung von Gerhard Rohlfs enthält. Zunächst gebe ich mich mit ein paar Broschüren zufrieden, doch möchte ich gerne einmal wiederkommen,mit mehr Zeit um tiefer in dieses einzigartige Stück Kultur eintauchen.
Wir verweilen noch ein wenig in Bova. Es gibt hier diverse B&Bs, kleinere Restaurants, eine Apotheke und eine Post. Bova ist sehr gepflegt, die Häuser sind größtenteils restauriert und auch die Immobilienpreise scheinen im Vergleich zu anderen Orten der gleichen Größe höher zu sein. Da sich Bova hier mitten im Wandergebiet des Aspromonte befindet, kommen auch einige Touristen vorbei.
Wir machen Mittag in der kleinen Dorfbar, wo es Lestopitta gibt. Die ortsübliche Spezialität. Eine Art frittiertes Brot mit Füllung beliebiger Art. Dazu ein Bier und wir lassen die vielen Eindrücke erst einmal bei wunderschönem Blick aufs Meer wirken. Danach geht es weiter an der Ionischen Küste, Richtung Gerace. Danke Bova und Patrizia, wir kommen gerne wieder.
Mehr über das Museum findet ihr hier: https://www.museogerhardrohlfs.it/index-eng.htm















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